
Terry Wey (Foto: Paris Mexis)
“Eine Entdeckung, die überfällig ist”, schrieb die Süddeutsche Zeitung kürzlich über den 31-jährigen schweizerisch-US-amerikanischen Countertenor Terry Wey. Jetzt ist das erste Soloalbum “Pace e guerra” (dhm) erschienen. Ursprünglich wurden die 14 Arien für den italienischen Kastraten Antonio Maria Bernacchi (1685-1756) komponiert, einen der berühmtesten Sänger seiner Zeit. Terry Wey adelt jede Nummer; wunderbar auch, wie er sich an das hervorragend aufspielende Bach Consort Wien schmiegt.
Glaubt man der antiken Mythologie, dann zähmte Orpheus’ Stimme wilde Tiere und ließ selbst Steine weinen. Claudio Monteverdi komponierte eine Favola in Musica über den berühmten Musensohn und schuf so die erste Oper überhaupt. Pünktlich zum 450. Geburtstag des frühbarocken Genies erzählt der 39-jährige Franzose Philippe Jaroussky, auch bekannt als “der Mann mit der Engelsstimme”, seine ganz eigene “Storia di Orfeo” (Erato). Gemeinsam mit dem Ensemble I Barocchisti unter Diego Fasolis singt er neben Monteverdi nämlich auch Orpheus-Vertonungen von Luigi Rossi und Antonio Sartorio. Eines der schönsten Geschenke zum Jubeljahr.
Warum sich Xavier Sabata auf seinem Albumcover als harter, triefend nasser Kerl mit bösem Blick und nackter Brust inszeniert? Man weiß es nicht. Was der 1976 geborene katalanische Countertenor auf “Catharsis” (Aparté) zum Besten gibt, ist nämlich alles andere als furchterregend. Mit samtweicher, wohlklingender Stimme eröffnet er den Arienreigen mit Giuseppe Maria Orlandinis “Adelaide”. Neben weiteren unbekannten Kostbarkeiten von Conti, Torri, Ariosti, Caldara und Sarro dürfen auch barocke Schlager von Hasse, Händel und Vivaldi nicht fehlen. Begleitet vom Ensemble Armonia Atenea unter George Petrou verkörpert Sabata dabei Helden in Extremzuständen, er schmettert Koloraturen, leidet, liebt und zürnt. So muss Barock!