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Musischer Adventskalender 2014, Tür #3: Motherland

motherlandWenn sie das Podium betritt, dann steht plötzlich die Zeit still. Khatia Buniatishvili ist ein Phänomen, eine Naturgewalt. Ihr Leben ist die Musik. Musik als intimes Zwiegespräch und rauschhafter Zustand, als Gefühl der Extase und der grenzenlosen Freiheit. Die erste Solo-CD der georgischen Pianistin war ein tollkühner Ritt durch das Liszt´sche Universum, hemmungslos und leidenschaftlich, die zweite Frédéric Chopin widmet. Mit ihr konnte Khatia Buniatishvili ihre melancholische, verletzliche Seite zeigen. Khatia Buniatishvili versteht es auf ihrem Instrument Musik Geschichten zu erzählen. Sie ist eine Virtuosin, im besten Sinne des Wortes. Dämonisch, nicht akademisch; charismatisch, individuell und hypersensibel. Eine Pianistin vom Schlag eines Sergei Rachmaninows oder eines Arturo Benedetti Michelangeli; eine Künstlerin, die sich nicht nach der Mode richtet und selbst lieber in der Welt von Gestern lebt. Heute hat die 26-jährige Pianistin eine Wohnung in Paris, auch wenn sie eigentlich die meiste Zeit aus dem Koffer lebt. Geblieben sind die Erinnerungen an die Heimat Georgien. Wie sie wohl klingen mag, lässt sich auf Buniatishvilis neuer, ihrer Mutter gewidmeten CD „Motherland“ nachhören. Es ist Khatias bisher vielleicht schönstes, weil persönlichstes Album. Heimweh, Glück, Freude und Sehnsucht, all das erklingt hier auf sehr musikalische und ganz unmittelbare Weise. Mit einem Bogen, der von Bach zu Pärt reicht, der Brahms, Liszt und Kancheli neben vielen anderen zusammenbringt, malt Khatia Buniatishvili ein klingendes Kaleidoskop an Farben und Stimmungen. „Motherland“, das ist Erde und Fruchtbarkeit, Intimität und das Gefühl der Geborgenheit. Ein gesungenes Lied, ein Tanz, Stille, Frieden. Klingende Heimat, Mutterland.

Musischer Adventskalender 2014, Tür #2: Duo Gazzana

Bildschirmfoto 2014-12-02 um 09.39.11Schon seit Kindertagen machen Natascha und Raffaella Gazzana gemeinsam Musik. Natascha spielt Violine, Raffaella Klavier. Seit Mitte der Neunziger haben sie als Duo Gazzana international auf sich aufmerksam gemacht und zahlreiche angesehene Preise gewonnen. Ihre erste CD “Five Pieces” widmeten die beiden Schwestern mit einer Affinität zur zeitgenössischen Musik, Komponisten des 20. und 21. Jahrhunderts, mit selten gespielten Werken von Takemitsu, Hindemith, Janáček und Silvestrov. “Wir wollen unsere Gefühle ausdrücken und teilen, und weil wir in der Gegenwart leben, funktioniert es besser mit zeitgenössischen Klängen”. Dass neuere Musik auch herrlich unkompliziert und zugänglich klingen kann, beweisen sie auch auf ihrem zweiten, großartig gelungenem Album mit Raritäten aus dem Repertoire der klassischen Moderne. Zum Auftakt erklingt Alfred Schnittkes elegant-verquere, barock anmutende Suite im alten Stil, gefolgt von Francis Poulencs hochexpressiver Sonate für Violine und Klavier, die dem Andenken des Dichters Federico García Lorca gewidmet ist und hier mitreißend musiziert wird. Während Valentin Silvestrovs und Luigi Dallapiccolas Stücke als kühne Hommage an Bach, respektive Tartini erklingen, schuf William Walton mit seiner Toccata ein hochvirtuoses, von Ideen und Einfällen überbordendes Werk.

Musischer Adventskalender 2014, Tür #1: Rival Queens

Rival Queens

Barocke Roben und Boxhandschuhe – so posieren die aus Alaska stammende Mezzosopranistin Vivica Genaux und  die deutsche Sopranistin Simone Kermes auf dem Cover ihres Albums „Rival Queens“. Dabei mimen sie die einstigen Barockstars Francesca Cuzzoni und Faustina Bordoni, die ihre Feindseligkeiten sogar offen auf der Bühne austrugen. Dem Publikum gefiel´s. Die beiden Sopran-Diven Genaux und Kermes lassen das Drama musikalisch wieder auferstehen und singen zusammen mit der Cappella Gabetta unter Andres Gabetta herrliche Opernarien von barocken Meistern, die es ohne die zwei Primadonnen womöglich nie gegeben hätte, darunter 12 Neueinspielungen. Neben Musik von Händel, Hasse oder Porpora erklingen  auch fast vergessene Komponisten wie Leo, Ariosti oder Sarro. Natürlich sind auch Ausschnitte aus jener Oper zu hören, in der der legendäre Opernskandal ausbrach: Giovanni Bononcinis Astianatte. Wer die beiden Primadonnen live erleben möchte, der hat demnächst die Gelegenheit dazu. Am 20. Jänner 2015 um 19 Uhr gastieren sie mit dem Programm Baroque Rivalries im Theater an der Wien.