Schlagwort-Archiv: Sony Classical

Liebe und Schmerz zwischen Himmel und Erde

FALTER 16/17

Bildschirmfoto 2017-09-19 um 21.01.04

Jonas Kaufmann (Foto: Gregor Hohenberg / Sony Classical)

Jonas Kaufmann ist immer wieder für Überraschungen gut. Im Musikverein wagte er sich vergangenen Juni an der Seite der Wiener Philharmoniker unter Jonathan Nott an Gustav Mahlers “Lied von der Erde” und interpretierte die Parts von Tenor und Bariton (bzw. Alt) im Alleingang. Ein gewaltiger Kraftakt, zumal Kaufmann die Monate zuvor sämtliche Auftritte krankheitsbedingt auf Eis gelegt hatte. Das Konzert wurde mitgeschnitten und ist nun auf CD (Sony) nachzuhören, mit Kaufmann als singenden Erzähler zwischen Himmel und Erde. Weiterlesen

Die Magie des Augenblicks

„Die glücklichsten Momente erlebe ich, wenn ich es schaffe, mich auf der Bühne fallen zu lassen und alles um mich herum zu vergessen“, sagt Khatia Buniatishvili. (Foto: Gavin Evans / Sony)

„Die glücklichsten Momente erlebe ich, wenn ich es schaffe, mich auf der Bühne fallen zu lassen und alles um mich herum zu vergessen“, sagt Khatia Buniatishvili. (Foto: Gavin Evans / Sony)

Falter Stadtzeitung 16/16

Das Cover ist tiefschwarz und auf Hochglanz poliert. Kein Titel, keine Schrift, nur die übereinander gelegte Vorder- und Rückenansicht einer jungen Frau mit dunkler, wilder Mähne. Die junge Frau heißt Khatia Buniatishvili. Der Name kommt aus Georgien. Dort wurde sie geboren, dort wuchs sie auf, dort kam sie mit der Musik in Berührung. Als kleines Mädchen sang Khatia georgische Volkslieder, im Alter von sechs Jahren debütierte sie als Solistin mit Orchester. Als Zehnjährige reiste sie zum ersten Mal zu Gastspielen nach Europa und in die USA. Bei einem Wettbewerb in Tiflis lernte sie ihren späteren Lehrer Oleg Maisenberg kennen, der sie zum Wechsel nach Wien bewegte. Maisenberg war es auch, der die junge Pianistin immer wieder dazu ermutigte, ihrer Fantasie freien Lauf zu lassen – als Künstlerin und Interpretin. Zu Wien hat Khatia Buniatishvili immer noch eine ganz besondere Verbindung, hier verbrachte sie ihre Studienjahre, hier musste sie lernen, ihren eigenen Weg zu gehen, weit weg von zu Hause. Weiterlesen

Musischer Adventskalender 2014: Tür #18: Mozarts Oratorium

mozartNikolaus Harnoncourt stand in den vergangenen Tagen und Wochen im Mittelpunkt des musikalischen Geschehens – zu Recht, schließlich feierte der große Dirigent und Freigeist am 6. Dezember seinen 85. Geburtstag. Von mir kommen jetzt etwas verspätete Geburtstagswünsche: Herzliche Gratulation, lieber Maestro! und eine CD, die zeigt, dass Nikolaus Harnoncourt auch im hohen Alter nichts von seiner Neugierde, seiner Offenheit und seinem Forschergeist eingebüßt hat. Längst hat der Revolutionär der Alten Musik sein Repertoire bis in die Spätromantik erweitert und spielt von Schumann und Beethoven bis hin zu Bruckner und Strauss alles mit der selben Intensität und Leidenschaft. Einen besonderen Platz im Schaffen Nicolaus Harnoncourts hatte stets Mozart. Zwei geniale Geister, die eben gut zusammen passen. Mit dem Concentus Musicus hat Harnoncourt in den vergangenen Jahren nach und nach Mozarts frühe Symphonien aufgenommen, nun hat er sich den letzten dreien zugewandt. Über 60 Jahre intensive, immer währende Beschäftigung mit diesem Werk liegen zurück. Mit seiner Aufnahme stellt Nikolaus Harnoncourt nun eine revolutionäre These an, nämlich dass diese Werke einen Einheit bilden und von Mozart selbst als ein dramatisches Ganzes geplant waren. Demzufolge präsentiert sie Harnoncourt auch nicht als Einspielung dreier voneinander unabhängiger Werke, sondern als ein Instrumental-Oratorium. Den handfesten Beweis für diese geplante Trias liefern die Partituren selbst. So beginnt die Es-Dur-Symphonie mit einer richtigen Ouvertüre während die C-Dur-Symphonie (Jupiter) mit einem richtigen Finale endet. Die g-Moll-Symphonie hingegen hätte, so Harnoncourt, gar keinen richtigen Anfang. Also hören wir hier ein kühnes Oratorium in drei Sätzen, beginnend mit einer großen Intrada und einem fließenden Übergang vom Finale der Es-Dur Sinfonie zum Eröffnungssatz des g-Moll-Werks bis hin zu einem bravourösen Schlusssatz der C-Dur Symphonie. Das mag  zunächst ungewohnt klingen, macht dramaturgisch aber durchaus Sinn. Wieder ist Nikolaus Harnoncourt ein genialer Wurf gelungen und ein Impuls, Mozart in Zukunft mit neuen Ohren zu hören. Ganz zu schweigen von einem famosen Concentus Musicus, der die vielen Stimmungen und Klangfarben voll auszuloten vermag.